Der Fachkräftemangel ist ein drängendes Thema, und eine neue Kooperation zwischen dem freien Jugendhilfeträger hoch3 und dem Berufsförderungszentrum (BFZ) Schlicherum e.V. bietet Menschen mit Behinderung ab diesem Sommer die Möglichkeit, ihre Chancen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu nutzen.
Rhein-Kreis Neuss. „Menschen mit Behinderung können auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Fachkräfte entlasten und in Teilbereichen eigenverantwortlich Aufgaben übernehmen“, fasst Thomas Sablotny, Geschäftsführer von hoch3, den großen Vorteil zusammen, den die Kooperation mit dem BFZ über das Budget für Ausbildung bedeutet.
Konkret sieht dies wie folgt aus: Das BFZ und hoch3 haben die infrastrukturellen und personellen Möglichkeiten, die Azubis zu begleiten, wenn sie eine Ausbildung absolvieren, um auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt etabliert zu werden. Ein echter Gewinn für die Azubis aber auch für die Unternehmen. Denn so können Schwächen ausgeglichen werden. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Azubis Anspruch auf Leistungen nach SGB IX, §57 oder §58 haben und ihnen vom zukünftigen Arbeitgeber ein sozialversicherungspflichtiges Ausbildungsverhältnis in einem anerkannten Ausbildungsberuf oder in einem Ausbildungsgang nach §66 des Berufsbildungsgesetzes oder §42r der Handwerksordnung angeboten wird.
Die Kooperationspartner blicken ausbildungsbegleitend individuell auf das, was die Berufsanfänger leisten können. Thomas Sablotny und Michael Stork vom BFZ verdeutlichen: „Wenn ein Mensch mit Behinderung in der Küche arbeitet, ist er eine wertvolle Unterstützung, weil er zum Beispiel das Gemüse schneiden und Buffetplatten anrichten kann. Er wird aber beispielsweise nicht im Berufsalltag die Kalkulationen für Veranstaltungen übernehmen, was in der Ausbildung aber eigentlich dazu gehört. Wir sehen dies und nutzen die Zeit, in der dann zum Beispiel in der Regel-Berufsschule Kalkulation unterrichtet wird, für die individuelle Förderung, um Bereiche, in denen der Azubi eine wertvolle Arbeitskraft ist, zu unterstützen.“
Mit dem Start der „Budget für Ausbildung“-Kooperation konzentrieren sich Thomas Sablotny und Michael Stork auf drei Berufsfelder: Gartenlandschaftsbau, Küche & Gastro sowie Verkauf. Das Feld der Seniorenpflege ist ebenfalls in Planung. Weitere Berufsfelder sind denkbar.
Menschen mit Behinderung, die eine reguläre Ausbildung absolvieren möchten, können sich entweder bereits mit bestehendem Ausbildungsbetrieb bei hoch3 und dem BFZ melden oder die Hilfe in Anspruch nehmen, auch schon im Vorfeld Unterstützung zu erhalten: „Wir arbeiten mit Kooperationspartnern zusammen, die die Azubis mit uns begleiten und zum Beispiel auf Ausbildungsplatzsuche gehen.“ Zu diesen Kooperationspartnern gehören Plietsch e.V., Gemeinsam Leben und Lernen e.V. Düsseldorf, Gemeinsam Leben und Lernen e.V. Hilden, St. Augustinus Gruppe, Initiative gemeinsam leben und lernen e.V. (Igll) und mittendrin Köln e.V.
Rolf Tietenberg von Plietsch spricht stellvertretend für die Partner, wie wertvoll Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sind: „Sie werden die Fachkräfte entlasten und dabei in der Regel dankbare, hilfsbereite und motivierte Kollegen sein!“
Während der Ausbildung durchleben die Menschen mit Behinderung Arbeitstrainings, Jobcoachings, Nachhilfe, Förderungen und mehr durch die Kooperationspartner hoch3 und BFZ. Begleitungen oder Assistenzen sind ebenfalls möglich, um die Ausbildung durchlaufen zu können. Finanziert wird all das über die Bundesagentur für Arbeit, die sowohl die Ausbildungsvergütung, Kosten der Anleitung und der berufsschulischen Unterweisung trägt. Michael Stork dazu: „Für die Ausbildungsbetriebe ein absoluter Gewinn: Sie werden von einer motivierten Arbeitskraft unterstützt und erhalten eine finanzielle Förderung der kompletten Ausbildung.“
Thomas Sablotny ist mehr als erfreut über die Chancen, die sich sowohl für Menschen mit Behinderung ergeben als auch über die zielführende Zusammenarbeit von hoch3 und dem BFZ: „Wir von hoch3 und die Kollegen vom BFZ brennen dafür, Menschen eine Chance zu geben, die sonst keine bekommen. Wir lassen sonst Potential liegen, das wir mit Blick auf den Fachkräftemangel dringend benötigen. Wir sind uns sicher, dass die Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eine absolute Bereicherung sind.“
Weitere Informationen gibt es unter sablotny@hochdrei.de und und mstork@bfz schlicherum.de.
Titelfoto:
Eine Ausbildung in der Küche ist auch für Menschen mit einer Behinderung problemlos
möglich. Unterstützung für Azubis und Unternehmen bieten hoch3 und das BFZ im Rahmen einer Kooperation über das Konzept Budget für Ausbildung.
Foto: hoch3